Workshops um 16 Uhr, Samstag 31. März 2018


Antimarxistische Vorurteile und Marx‘ antispeziesistischer Arbeitsbegriff

In der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung ist ein Vorurteil weit verbreitet: Karl Marx stehe in der Tradition eines abendländischen Subjekt-Objekt-Dualismus, in dem die Menschen durch Arbeit zu den einzigen gottesebenbildlichen Subjekten des Lebens und der Erde würden – er sei mithin, heißt es, in seinem Werk einem speziesistischen Arbeitsbegriff verhaftet geblieben und habe daher nichtmenschliche Produktionsformen als minderwertige abwerten müssen. Marx‘ Ideen seien daher für die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung kaum fruchtbar zu machen, stünden ihren Zielen sogar entgegen. Die Zusammenführung von Marxismus und Tierbefreiung erscheint vor diesem Hintergrund als ein müßiges Projekt.

Wir bestreiten dieses Vorurteil und meinen ganz im Gegenteil, dass Marx‘ einen nicht speziesistischen Arbeitsbegriff gebildet hat, indem er darstellte, was in einer Gesellschaft, in der die kapitalistische Produktionsweise herrscht, gesellschaftlich als Arbeit gilt und was nicht. Entscheidend ist dabei nicht die Spezieszugehörigkeit, sondern die Einbindung der Menschen und Tiere in die sozialen Verhältnisse, die dem Kapitalismus auszeichnen. Die Konsequenzen sind weitreichend: Indem Marx die gesellschaftlichen Funktionen der Lebewesen und ihre Stellung zum Kapital aufzeigte, wies er auch den Weg zu ihrer Befreiung. Marxismus und Tierbefreiung haben daher sogar sehr viel miteinander zu tun.

Anhand bekannter und weniger bekannter Textpassagen wollen wir diese Thesen erläutern und diskutieren.


Vegan for Profit. Wie der Veganismus entpolitisiert und kommerzialisiert wird – und was die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung dazu beiträgt

Veganer Lifestyle boomt. Immer mehr Einkaufsketten und Großunternehmen bieten vegane Lebensmittel an und investieren in »grüne Wachstumsmärkte«. In diversen Blogs und Hochglanz-Magazinen wird Veganismus heiß diskutiert – gesund, sexy und nachhaltig konsumieren ist angesagt. Für die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung könnte das Interesse an fairen und »grünen« Produkten eigentlich auch eine Chance auf mehr Reichweite und politische Strahlkraft sein, würde man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der entpolitisierte Lifestyle-Veganismus bedroht ihre politische Substanz, weil er die Argumente für veganen Lebensstil aufgreift und in marktkonforme Bahnen lenkt. Die Fleischindustrie hat es damit auch leichter, ihre mörderische Geschäftspraxis mit immer mehr fleischlosen »Alternativen« zu kaschieren. Parallel gründen Berufsveganer wie Attila Hildmann oder Veganz-Gründer Jan Bredack ganze Karrieren und Unternehmen auf die Vermarktung des neoliberal entpolitisierten Veganismus. Breiter Widerstand dagegen bleibt jedoch aus: einige Akteure der Bewegung biedern sich sogar den Lebensmittelmultis an und bewerben engagiert deren vegane Produkte, während andere sich auf das Organisieren von zunehmend unpolitischen Konsum-Events wie Straßenfesten beschränken – statt die Forderung nach einem anderen gesellschaftlichen Umgang mit Tieren wirklich politisch vorzutragen.

Im Workshop wollen wir zeigen, wie die Entpolitisierung des Veganismus funktioniert und vor welche Herausforderungen uns das stellt. Wir meinen: Will die Bewegung dem Trend etwas entgegensetzen, muss sie sich vom Fokus auf individuelles Konsumverhalten lösen und eine antikapitalistische Politik entwickeln.